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„Die Fondsgründungen von Family Offices haben in den letzten Monaten in Liechtenstein erheblich zugenommen und von ihnen kommt auch der Löwenanteil der Neuinvestments“

Finanzplatz Liechtenstein – Fondsvolumen, Family Offices, Events in Deutschland, ESG, MONEYVAL, Innovation und Blockchain. Markus Hill* sprach für IPE D.A.CH mit David Gamper, LAFV Liechtensteinischer Fondsverband, über aktuelle Themen und Trends der Branche und die zunehmende Bedeutung Liechtensteins als Standort für die Auflage neuer Fonds.

David Gamper

Markus Hill

IPE D.A.CH: Wie geht es der liechtensteinischen Fondsbranche im aktuellen Börsenumfeld?
Gamper: Trotz der Krisen läuft es nach wie vor sehr gut. 2021 war das historisch beste Jahr für die liechtensteinische Fondsbranche. Noch nie wurden so viele Private Label Fonds aufgelegt, zusätzliche Teilfonds eröffnet und Sitzverlegungen nach Liechtenstein durchgeführt. Das Fondsvolumen stieg von rund 55 auf 67,8 Mrd. Euro und die Nettomittelzuflüsse lagen bei 4,5 Mrd., ebenfalls ein neuer Höchstwert. Im ersten Halbjahr 2022 war die Anzahl der Fondsgründungen auch im derzeit schwierigen Börsenumfeld auf dem Vorjahresniveau und das verwaltete Fondsvolumen lag in Euro mit 69,7 Mrd. höher als zu Beginn des Jahres.

IPE D.A.CH: Woran liegt es, dass das Fondsvolumen trotz fallender Börsen gestiegen ist?
Gamper: Das liegt vor allem an den Nettomittelzuflüssen im ersten Halbjahr, die wieder ein neues Rekordniveau erreicht haben und die Verluste an den Börsen ausgeglichen haben. Die neuen Veranlagungen in Liechtenstein haben bereits jetzt den Vorjahreswert übertroffen.

IPE D.A.CH: Gibt es bezüglich der Investments eine besondere Tendenz?
Gamper: Die gibt es in der Tat. Die Fondsgründungen von Family Offices haben in den letzten Monaten in Liechtenstein erheblich zugenommen und von ihnen kommt auch der Löwenanteil der Neuinvestments. Generell ist der Bereich Vermögensstrukturierung mittels Fonds derzeit sehr gefragt. Liechtenstein bietet diesbezüglich ja ein ausgezeichnetes regulatorisches Umfeld sowie sehr viel Sicherheit aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Stabilität, ohne Staatsverschuldung und mit AAA-Rating.

IPE D.A.CH: Dieses Jahr gab es eine Roadshow Ihres Verbands in Deutschland, Sie haben den Fondsstandort Liechtenstein präsentiert. Wie war die Resonanz auf diese Veranstaltungen und sind weitere Auftritte in 2022 geplant?
Gamper: Nach den letzten beiden Jahren, in denen wir Corona-bedingt nur im Rahmen kleinerer Treffen in Deutschland unterwegs waren, haben wir in diesem Frühjahr den Fondsstandort Liechtenstein wieder in Düsseldorf und München präsentiert. Gegenüber den letzten Präsentationen vor Covid im Jahr 2019 hat die Teilnehmerzahl in Deutschland zugenommen, das hat uns doch positiv überrascht. Ich freue mich schon auf den Herbst. Am 6. Oktober präsentieren wir den Finanz- und Fondsplatz gemeinsam mit den Verbänden der Banken und der Vermögensverwalter in Stuttgart und am 18. Oktober wird der LAFV zum ersten Mal in London auf Roadshow sein.

IPE D.A.CH: Unser letztes Interview haben wir vor längerer Zeit geführt. Was hat sich zwischenzeitlich bei Ihnen am Fondsstandort Liechtenstein getan, welche Themen beschäftigen Sie noch?
Gamper: Liechtenstein hat sehr gute Beurteilungen in Bezug auf Steuertransparenz sowie Bekämpfung von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung bekommen. Liechtenstein hat ja bereits 2015 vom Global Forum der OECD die sehr gute Beurteilung „Largely Compliant“ erhalten, übrigens die gleiche Bewertung wie Deutschland. An der Plenarversammlung vom 19. November 2021 hat das Global Forum nun bestätigt, dass die nationale Umsetzung Liechtensteins in Bezug auf den automatischen Informationsaustausch (AIA) vollständig im Einklang mit den Anforderungen der OECD steht. Der Bericht enthält daher für den liechtensteinischen Rechtsrahmen die Bewertung „In Place“, was dem bestmöglichen Rating entspricht. Ende Juni dieses Jahres wurde der Länderbericht von MONEYVAL publiziert. MONEYVAL ist ein Regionalgremium nach Vorbild der Financial Action Task Force (FATF), das seinen Sitz beim Europarat in Straßburg hat. MONEYVAL überprüft bei seinen Mitgliedstaaten regelmäßig die nationalen Regelungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung und bewertet die Wirksamkeit des Systems inklusive der Unternehmen unter anderem durch Vorort Prüfungen. In dem Länderbericht kommt MONEYVAL zum Schluss, dass Liechtenstein ein hohes Maß an Effektivität bei der Erkennung und Bekämpfung von Geldwäsche- und Terrorismusrisiken zeigt. Liechtenstein schneidet im Vergleich zu anderen geprüften Ländern, darunter sehr viele und auch namhafte EU-Länder, sehr gut ab und ist nur eines von fünf bis dahin geprüften Ländern, die aufgrund des positiven Berichts dem regulären MONEYVAL-Berichtsprozess unterzogen werden. Alle anderen Länder unterliegen einem „Enhanced Follow-Up“. Beide Beurteilungen zeigen, dass sich die Anstrengungen Liechtensteins gelohnt haben und das Fürstentum die internationalen Standards in höchstem Masse einhält.

IPE D.A.CH: Themen wie Nachhaltigkeit, ESG und die Kategorisierung von Fonds werden bei uns in Deutschland intensiv diskutiert. Wie ist der Stand der Diskussion in Liechtenstein?
Gamper: Wie alle Länder im Europäischen Wirtschaftraum setzt Liechtenstein das Sustainable Finance Package um. Leider ist die effektive Beurteilung der Nachhaltigkeit von Veranlagungen sehr schwer, da die notwendigen Daten der Unternehmen im zentralen Register frühestens 2024 zur Verfügung stehen. In Liechtenstein verfolgen laut einer inoffiziellen Umfrage vom letzten Jahr ca. 24% der Fonds (nach AuM) Nachhaltigkeitsziele. Dass Liechtenstein bei diesem Thema glaubwürdig ist, zeigt sich auch in der Beratungskompetenz der Banken, die bei den jährlichen Rankings der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz unter den besten geprüften Instituten sind. Trotzdem sind unsere Fondsgesellschaften aufgrund der derzeit noch fehlenden Daten sehr konservativ, wenn es um die Einstufung als hellgrüne (Art. 8 SFDR) oder dunkelgründe (Art. 9 SFDR) Fonds geht. Firmen, die diesbezüglich offensiver vorgehen, sehen sich später unter Umständen dem Vorwurf des Greenwashing ausgesetzt, sollten sie selbst bzw. die privaten Datenanbieter die Daten der Zielinvestitionen falsch eingeschätzt haben.

IPE D.A.CH: Liechtenstein hat 2020 als erstes Land in Europa ein umfassendes Blockchain Gesetz in Kraft gesetzt. Hat das auch Auswirkungen auf die Fondsbranche?
Gamper: Diesbezüglich möchte ich einen Fondsinitiator zitieren, der in einem Interview folgende Aussage gemacht hat: „Wir haben natürlich einen Vergleich verschiedener Fondsstandorte durchgeführt und da ist uns Liechtenstein sofort positiv aufgefallen. Dort gibt es ein funktionierendes Ökosystem für Kryptoassets: Eine Verwahrstelle, die wir schon vorher kannten und die führend im Bereich der Kryptoassets ist, innovative Verwaltungsgesellschaften, die sich auf dem Gebiet auskennen, und eine Finanzmarktaufsicht, die mit ihrem Know-how allen anderen Regulatoren weit voraus ist. Das haben wir auf keinem anderen europäischen Fondsplatz gefunden und ein Offshore Domizil ist für uns nicht in Frage gekommen.“ Ich denke das sagt schon viel aus. Nachdem in Liechtenstein der erste Kryptoasset-Fonds nach europäischer Regulierung aufgelegt wurde, gibt es inzwischen davon schon über 30. Darunter sind auch Fonds mit Digital Assets, also Assets, die tokenisiert wurden. Auch Fonds selbst wurden schon tokenisiert, auch hier ist Liechtenstein ein Vorreiter.

IPE D.A.CH: Vielen Dank für das Gespräch.

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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main. Kontakt: info(at)markus-hill.de; Website: www.markus-hill.de


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