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„Wir analysieren in erster Linie mit der Brille des Fondsselektors und weniger mit der des Stock-Pickers und bringen somit unsere Kernkompetenz als Investment Consultant zum Einsatz“

Family Offices und klassische institutionelle Investoren beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit dem Bereich Alternative Investments. Markus Hill* sprach für IPE D.A.CH mit Martin Dürr, FAROS Fiduciary Management AG, über die Herausforderungen für Consultants bei Auswahl von liquiden und nicht-liquiden Investments im Bereich Real Assets. Diskutiert werden Themen wie der Einsatz von Publikumsfonds in diesem Segment, Investmentprozess, Kapitalmarktanalyse und Managerauswahl. Zusätzlich werden Gebiete wie Fiduciary Management, Beratung und Fondsmanagement („Implemented Consulting“) sowie aktuelle Herausforderungen im Asset Management thematisiert. Die Bedeutung von Borussia Dortmund und „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ ergänzen die fachlichen Ausführungen.

Martin Dürr

Hill: Womit beschäftigt sich FAROS?
Dürr: FAROS beschäftigt sich mit dem gesamten Prozess der Kapitalanlage institutioneller Investoren. Von der strategischen Allokation unter Beachtung der Liability-Seite, über die taktische Ausrichtung bis zur konkreten Umsetzung der Investitionen – also die Auswahl von Managern und Fonds. Auch begleitende Prozesse wie zum Beispiel Risikomanagement, regulatorisches Reporting, ESG-Strategie gehören zum Prozess.

Hill: Mit welchen Themenfeldern beschäftigen Sie sich persönlich im Unternehmen? Wie sind Sie in den Consulting-Bereich gekommen?
Dürr: In meiner Karriere habe ich immer zwischen der Investoren- und der Beraterseite gewechselt, sodass ich beide Perspektiven gut kenne. Dadurch bin ich sehr breit aufgestellt und habe einen guten Überblick über die verschiedenen Facetten der Kapitalanlage bekommen. Durch meine Zeit bei einem der führenden deutschen Family Offices habe ich mich dann auch schon recht früh mit den alternativen Anlagen beschäftigt. Auch heute noch ist mein Aufgabengebiet sehr breit. Vom Kapitalmarktresearch im Allgemeinen bis hin zum speziellen Fokus auf Alternatives, dort insbesondere das Thema Infrastruktur bei der Manager- und Produktauswahl. Begonnen habe ich beim dit, der Kapitalanlagegesellschaft der damaligen Dresdner Bank als Aktien-Portfoliomanager zur Jahrtausendwende. Dann bin ich zu dem Consultant FERI Institutional Management gewechselt, um nicht nur einen, sondern viele, vor allem internationale, Investment-Manager und deren Prozesse kennenzulernen. Bei FERI habe ich den Bereich Managerauswahl weiterentwickelt und verantwortet. Schließlich bin ich auf die Investorenseite gewechselt, Münchner Rück und Harald Quandt Holding. Seit über zehn Jahren bin ich mit FAROS wieder auf der Beraterseite tätig.

Hill: Sie sagten, dass Sie auch den Bereich Portfolio Management aus der Praxis kennen. Sie haben bei FAROS einen Publikumsfonds aufgelegt. Warum haben Sie sich für diese Auflage entschieden?
Dürr: Der Publikumsfonds hat sich aus der Zusammenarbeit mit Kunden des Fiduciary Management entwickelt. Das liquide Portfolio dieses Fonds bestand aus gelisteten Real Assets, die wir im Rahmen eines „Best Ideas“ Portfolio erstellt haben. Bezüglich der Performance überzeugte der Fonds auf ganzer Linie – und auch der Use-Case überzeugte durch das flexible und einfache Exposure zu einer attraktiven Assetklasse. Daher trafen wir die Annahme, dass viele Investoren Interesse an unserer Dienstleistung der Allokation und Selektion haben müssten, besonders da es so kostengünstig angeboten werden kann.

Hill: Wie sieht der Investmentprozess bei Ihrem Fonds aus?
Dürr: Zunächst ist der Investmentprozess ein Top-Down-Prozess: Auf Basis unserer Markteinschätzung, unserer Einblicke in bestehenden Investitionen in Privatmarkt-Fonds und den Gesprächen mit deren Managern entscheiden wir über die Allokation nach Regionen und Sektoren. Die Zellen der daraus entstehenden Matrix werden darauffolgend per Bottom-Up-Selektion befüllt. Das bedeutet, dass zunächst das ganze Universum potentieller Investments qualitativ geprüft wird, inwieweit es unseren ESG- und Wirtschaftlichkeitskriterien entspricht. Die Wirtschaftlichkeitskriterien legen einen Fokus auf das tatsächliche Eigentum an Assets. Zudem sollten die Unternehmen einen moderaten Leverage und nicht zu aggressives Kapitalwachstum aufweisen. Bezüglich unserer ESG-Kriterien schließen wir generell Unternehmen aus, die zum Beispiel durch Kinderarbeit, Produktion geächteter Waffen oder Korruption auffallen. Die verbleibenden Unternehmen werden mit einem MSCI ESG-Score bewertet und müssen dabei einen Mindestscore erreichen, damit in diese investiert werden kann. Weiterhin wird dann quantitativ nach den Kriterien der höchsten Stabilität in Bezug auf Ausschüttungen und Generierung von Free-Cash-Flows selektiert.

Hill: Worin bestehen die Herausforderungen im Bereich Liquide versus Nicht-Liquide Investments? Welche Bedeutung haben hier die Bereiche Risikomanagement und Volatilität?
Dürr: Bei den Nicht-Liquiden, als zum Beispiel Direktinvestments oder Privatmarkt-Fonds, besteht die Herausforderung in der enormen Unflexibilität. Es dauert lange – nämlich mehrere Jahre – bis ein gewünschtes Exposure aufgebaut werden kann. Genauso lange dauert es, ein bestehendes Exposure in der Ausrichtung zu ändern. Wegen des Blind-Pool-Risikos ist eine solche Steuerung zudem oft ungenau. Nicht zuletzt stellen auch die verlangten Minimuminvestments von fünf Millionen Euro oder mehr ein erhebliches Hindernis dar. Es ist sehr herausfordernd, bei dieser Grenze ein nach Sektoren und Regionen gut diversifiziertes Portfolio konstruieren zu können. Diese Probleme können mit liquiden Investments sehr gut adressiert und gelöst werden. Dort wiederum liegt die Herausforderung in der höheren Volatilität. Da ich die Freiheit habe, das Investment jederzeit zu kaufen oder zu verkaufen, habe ich auch jederzeit einen Preis. Beim Privatmarkt-Fonds bekomme ich den nur einmal im Quartal - erstens zumeist mit erheblicher Verspätung von sechs Wochen oder mehr und zweitens handelt es sich dabei nur um eine Schätzung. Ob ich zu diesem Preis mein Investment tatsächlich verkaufen könnte, steht in den Sternen. Langfristig liegen liquide und illiquide Investments in der Performance zwar gleichauf, aber die kurzfristige Volatilität der Liquiden ist natürlich für manche Investoren eine Herausforderung. Dem begegnen wir mit einem sogenannten Equity-Tail-Risk-Hedge. Das bedeutet, dass wir für einen Teil unseres Ertrags Put-Optionen auf Aktienindizes erwerben. Diese Optionen liegen relativ weit aus dem Geld, so ungefähr 10-15%. Das bedeutet, im Normalfall verfallen diese Puts wertlos. Kommt es aber zu starken Marktrückgängen von eben 10% und mehr, dann laufen die Optionen ins Geld und das Portfolio ist teilweise abgesichert. Wir investieren immer einen konstanten Betrag, nämlich 10 Basispunkte im Monat. Je nach Marktumfeld können wir dafür mehr oder weniger Absicherungen kaufen. Bei hoher Volatilität, also typischerweise nach Stressphasen, eher weniger. Bei niedriger Volatilität, also in ruhigen Märkten, eher mehr. Das bringt dann auch noch eine anti-zyklische Komponente in den Hedge. Zusätzlich sichern wir das Portfolio auch gegen Währungsschwankungen ab - übrigens auch etwas, das nur mit einem liquiden Portfolio vernünftig zu bewerkstelligen ist.

Hill: Consultant und Fondsmanager zugleich, passt das zusammen?
Dürr: Das passt durchaus. Das Fiduciary Management, also im Prinzip eine umfassende Vermögensverwaltung für institutionelle Investoren, die von vielen Consultants weltweit angeboten wird, firmiert ja auch unter dem Begriff „Implemented Consulting“. Die Fachkenntnisse und Analysen, die für die Verwaltung von Assets benötigt werden sind ja die gleichen, die auch in der Beratung eingesetzt werden. Im FAROS Listed Real Assets werden die Erkenntnisse umgesetzt, die wir in der Kapitalmarktanalyse und der Managerauswahl in unserer täglichen Beratungspraxis erlangen. Zudem sind unsere Zielinvestments selbst meistens Portfolios von Assets, ähnlich einem Fonds. Wir analysieren sie also in erster Linie mit der Brille des Fondsselektors und weniger mit der des Stock-Pickers und bringen somit unsere Kernkompetenz als Investment Consultant zum Einsatz. Und zu guter Letzt bestehen auch keine Interessenkonflikte: Den Kunden gegenüber können wir jederzeit transparent kommunizieren und die Zielkunden für den Fonds überschneiden sich auch kaum mit den Beratungskunden.

Hill: Wo sehen Sie aktuell die Herausforderungen für Consultants in Ihrem Segment?
Dürr: Die Herausforderungen sind eigentlich immer vielfältig. Aktuell steht jedoch der andauernde Renditerückgang ganz oben. Es sind ja nicht nur die Zinsen der Staatsanleihen am Boden, sondern in allen anderen Bereichen, in denen ja letztlich immer Überrenditen über dem risikolosen Zins verdient werden, gehen die Erträge entsprechend zurück. So natürlich auch bei den Real Assets. Besondere Herausforderung ist es, den institutionellen Investoren deutlich zu machen, dass bei allem Optimierungspotential auf der Aktivseite, also dem Investmentportfolio, natürlich auch entsprechend und in ausreichendem Umfang auf der Passivseite, also bei den Renditeversprechen gegenüber den Kunden beziehungsweise Versicherten reagiert wird. Gleiche Renditen wie früher gibt es nur mit höheren Risiken oder umgekehrt ausgedrückt: wer nicht höhere Risiken eingehen kann oder will, der muss niedrigere Renditen akzeptieren.

Hill: Die Welt besteht ja bekanntermaßen nicht nur aus Asset Management. Gibt es andere Felder, bei denen Sie den Kontrast suchen?
Dürr: Absolut. Ich bin ohnehin Keiner, der sekündlich auf dem Bloomberg-Screen gebannt die Kurse verfolgt. Manchmal bin ich den ganzen Tag in Analysen versunken und bekomme die Kapriolen, die der Markt mal wieder schlägt, nur verzögert mit. Unserem Portfolio tut das aber durchaus gut, unser Mehrwert besteht in der soliden und langfristigen Allokation sowie der sorgfältigen Auswahl der Titel. Kurzfristiges Trading ist nicht so unser Ding. Berüchtigt bin ich bei den Kollegen auch für meine Fußballleidenschaft. Wenn Borussia Dortmund spielt, können die Märkte machen was sie wollen, da habe ich keine Zeit. Ansonsten beschäftige ich mich in meiner Freizeit gerne mit naturwissenschaftlichen Themen, lese etwa Bücher dazu, wie zuletzt Yuval Noah Harari’s „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, mein All-Time-Favourite ist „Das egoistische Gen“ von Dawkins.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.

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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main.
Kontakt: info@markus-hill.com; Website: www.markus-hill.com

Link zu FAROS Fiduciary Management AG.