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Gastbeitrag: Institutionelle Anleger – zentral für die EU-Energiewende

Der Beginn des Krieges in der Ukraine war in vielerlei Hinsicht ein Wendepunkt für Europa – auch für die Energieversorgung. Anfängliche Befürchtungen, dass der Krieg die dringend notwendige Energiewende ins gesellschaftspolitische Abseits drängen würde, bewahrheiteten sich nicht. Im Gegenteil: Der enorme Preisanstieg von Öl und Gas und die Erkenntnis, wie stark die Energiesicherheit mit wirtschaftlicher Stabilität verknüpft ist, haben die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger beschleunigt.

Bill Hughes

Rosheen McGuckian

In der Europäischen Union sind Investitionen von schätzungsweise 840 Mrd. Euro allein im Energiesektor notwendig, um die Ziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2030 zu erreichen (Quelle: Bloomberg NEF (2021) – The EU Fit For 55 Plan Unpacked). In Anbetracht der Dringlichkeit und des enormen Investitionsbedarfs ist klar, dass sowohl politische Entscheidungsträger als auch institutionelle Anleger eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der europäischen Energiewende spielen müssen.

Von politischer Seite sind die Weichen auf Grün gestellt: Im Green Deal der Europäischen Union sind detaillierte Ziele für eine Wende hin zu sauberer Energie in Europa festgelegt worden. Der REPower EU-Plan stellt insbesondere klar, dass die Errichtung von Infrastruktur für erneuerbare Energien automatisch im übergeordneten öffentlichen Interesse liegt.

Wir sind der Ansicht, dass die Investitionsziele für erneuerbare Energie-Infrastruktur ehrgeizig, aber erreichbar sind. Allerdings: Die Geschwindigkeit beim Ausbau muss um das Vierfache erhöht werden, um die Dekarbonisierungsziele in der EU zu erreichen. Denn die Umsetzung von Infrastrukturprojekten geht bislang einfach nicht schnell genug. Je nachdem um welchen europäischen Markt es sich handelt, benötigt ein Onshore-Windprojekt derzeit zwischen vier bis acht Jahre – vom ersten Gespräch mit einem Landwirt über einen Pachtvertrag bis zur Inbetriebnahme der Anlage. Für ein Offshore-Windkraft-Projekt muss sogar bis zu einem Jahrzehnt Vorbereitungszeit veranschlagt werden.

Aus unserer Sicht sind die neuesten EU-Vorschriften zur Zuweisung von Flächen für erneuerbare Energien, um die Entscheidungsfindung für den Bau von Anlagen zu beschleunigen, willkommen zu heißen. Ebenso begrüßen wir Reformen, um den Anschluss sauberer Energieanlagen an das Stromnetz dort zu bewerkstelligen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Darüber hinaus glauben wir, dass die jüngsten Schritte Europas, die Abhängigkeit der Lieferketten von einzelnen Ländern zu verringern und die Verlagerung der Produktion von erneuerbaren Energien nach Europa zu unterstützen, den Übergang zu sauberer Energie weiter vorantreiben werden.

Institutionelle Investoren sind mit volatilen Märkten und einem unsicheren makro-ökonomischen Umfeld konfrontiert, in dem die Inflation so hoch ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch hier sind wir der Meinung, dass Anlagen in saubere Energien ein wichtiger Teil der Lösung sein können: Im Vergleich zu anderen Anlageklassen können Infrastrukturanlagen für saubere Energie einen gewissen Grad an Inflationsausgleich bieten, denn häufig sind ihre Erträge vertraglich an die allgemeine Preisentwicklung geknüpft. Angesichts der höheren Energiepreise, die im vergangenen Jahr für viele Aktien und Anleihen herausfordernd waren, kann ein Investment in erneuerbare Infrastruktur zur Diversifizierung einer Vermögensallokation beitragen.

Wir haben vor kurzem den L&G NTR Clean Power (Europe) Fonds aufgelegt, weil wir meinen, dass der private Markt bei der Umsetzung der Energiewende weiterhin eine große Rolle spielt. Wir investieren in den Bau und Betrieb von Infrastrukturanlagen wie Windparks, Solaranlagen und Energiespeicher, die es institutionellen Investoren erlauben, mit einem langfristigen Anlagehorizont über den gesamten Lebenszyklus einer sauberen Energieanlage zu investieren. Nur so lässt sich unserer Meinung nach die Finanzierungslücke schließen, um Europas Netto-Null-Ziele tatsächlich zu erreichen.

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*) Bill Hughes, Global Head of Real Assets, LGIM, und Rosheen McGuckian, CEO, NTR