Unsere Recherchen haben gezeigt, dass China und die Vereinigten Staaten 2019 zwar in absoluten Zahlen – mit 10,2 bzw. 5,3 Mio. Tonnen – die größten CO2-Emittenten waren, dass jedoch die Zahlen, wenn sie pro BIP-Einheit berechnet werden, ganz anders aussehen. Anhand von Daten des Internationalen Währungsfonds und des Global Carbon Atlas haben wir gezeigt, dass China pro BIP-Einheit fast dreimal so viel CO2 emittiert wie die Vereinigten Staaten: 706 Mio. Tonnen (Mt) pro Billion US-Dollar BIP gegenüber 247 Mt.
Dennoch belegte China nur den zweiten Platz unter den zehn größten Volkswirtschaften der Welt. Sein Gesamtwert von 706 Mt pro Billion US-Dollar BIP wurde von Indien mit 880 Mt in den Schatten gestellt. Betrachtet man die acht größten asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländer des IWF, so sind ihre durchschnittlichen Emissionen mit 617 Mt – von 880 Mio. in Indien bis 337 Mio. in Bangladesch – mehr als viermal so hoch wie der Durchschnitt der vier größten Volkswirtschaften in Europa.
Für die CO2-Emissionen in Jahr 2020 liegen nun aktuelle Zahlen vor; ein Zeitraum, der von den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Covid-Pandemie geprägt ist. Die Internationale Energieagentur schätzt den Rückgang der energiebezogenen CO2-Emissionen auf -5,8% im Jahr 2020, während der Global Carbon Atlas die Gesamtemissionen auf 34,8 Mrd. Tonnen nach 36,4 Mrd. Tonnen im Jahr 2019 beziffert.
Wer sind die größten Verursacher von Kohlenstoffemissionen?
Unter Verwendung der neuesten verfügbaren Länderdaten für 2020 hat China seine CO2-Emissionen von 10.175 Mt auf 10.668 Mt erhöht; das ist mehr als doppelt so viel wie die Vereinigten Staaten, die von 5.285 Mt auf 4.713 Mt zurückgingen. Indien bleibt mit 2.442 Mt auf dem dritten Platz, und wir stellen fest, dass es keine Veränderung in der Rangliste der zehn führenden Länder gibt. Auch hier überrascht es nicht, dass die fünf größten Volkswirtschaften der Welt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, zu den größten CO2-Emittenten gehören, aber es ist kein perfekter Vergleich.
Messung der „Kohlenstoffkosten“ des BIP
Im nächsten Schritt verdeutlichen wir die „Kohlenstoffkosten“ der Wirtschaftsleistung in den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt. Dazu erstellen wir zunächst eine Rangliste der zehn größten Länder nach ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP) und berechnen dann die Menge der CO2-Emissionen (Mt) pro Billion US-Dollar des BIP.
Die Ergebnisse dieser überarbeiteten Analyse sind erneut beachtlich. Von den zehn größten Volkswirtschaften der Welt hat Indien nicht nur nach wie vor die höchsten „Kohlenstoffkosten“ pro Einheit des Bruttoinlandsprodukts, sondern diese Zahl ist sogar von 880 Mt pro Billion Dollar BIP im Jahr 2019 auf 918 Mt im Jahr 2020 gestiegen. Zwar sind die Gesamtemissionen um 174 Mt (6,6%) gesunken, aber die indische Wirtschaft schrumpfte in diesem Zeitraum um 311 Mrd. US-Dollar (10,4%). Die Emissionen pro BIP-Einheit sind also gestiegen.
Asiens „Kohlenstoffkosten“ des BIP
Wir wiederholen diese Analyse für die acht größten „Schwellen- und Entwicklungsländer“ in Asien. Es zeigt sich erneut, dass die „Kohlenstoffkosten“ pro Billion US-Dollar BIP in jeder einzelnen dieser asiatischen Volkswirtschaften höher sind als in jedem größeren westeuropäischen Land, und in sieben dieser Länder sind die „Kohlenstoffkosten“ mindestens doppelt so hoch wie in der größten europäischen Nation.
Dies würde weniger ins Gewicht fallen, wenn es sich um Länder mit kleinen Bevölkerungszahlen handeln würde, in denen die Ergebnisse im globalen Maßstab weniger relevant wären. Das ist aber nicht der Fall. Fünf der Länder haben jeweils eine Bevölkerung von mehr als 100 Millionen – zwei davon haben mehr als eine Milliarde – und alle acht zusammen haben eine Gesamtbevölkerung von 3,51 Milliarden; fast die Hälfte der globalen Gesamtbevölkerung.
Investitionsmöglichkeiten in Asien
Die hier vorgelegten aktualisierten Zahlen zeigen, dass das Problem der CO2-Emissionen nach wie vor größtenteils ein asiatisches Phänomen ist, das – zusammen mit den sehr hohen Kohlenstoffkosten pro BIP-Einheit – angegangen werden muss. Von den weltweit insgesamt 36.441 Mt CO2-Emissionen im 2019 entfielen 14.470 Mt auf die acht hier untersuchten asiatischen Länder, das sind 40% des weltweiten Ausstoßes.
Diese Zahlen unterstreichen, dass Investitionen in die Infrastruktur und in erneuerbare Energien im asiatisch-pazifischen Raum zwingend notwendig sind. Der demografische Wandel und die rasche Verstädterung treiben die Nachfrage nach Strom an, die zunehmend durch Technologien gedeckt werden muss, die zur Verringerung und Eindämmung des Klimawandels beitragen. Aufgrund ihrer geografischen Lage sind die Länder mit den höchsten „Kohlenstoffkosten des BIP“ auch am besten in der Lage, ihre reichhaltige Sonneneinstrahlung für die Stromversorgung zu nutzen.
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*) Nick Parsons, Head of Research & ESG, ThomasLloyd Group