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„Wenn die Dekarbonisierung der Gesellschaft tatsächlich gelingen soll, wird sich die Nachfrage nach Elektrizität massiv erhöhen“

Ohne Zweifel wird der Markt für Erneuerbare Energien von der kürzlich angekündigten Erhöhung der Ziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 profitieren. Gleichzeitig kämpfen Investoren aber auch mit den auslaufenden Förderprogrammen und der Volatilität der Strommärkte. IPE DACH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Michael Ebner, Geschäftsführer Assetklasse Infrastruktur bei der KGAL Investment Management GmbH & Co. KG, über die aktuellen Aussichten für Investoren, insbesondere im Bereich Windkraft.

Michael Ebner (Bild: KGAL GmbH & Co. KG)

IPE D.A.CH: Herr Ebner, Erneuerbare Energien stehen für die KGAL bereits seit rund 20 Jahren im Fokus, wie ist es Ihnen ergangen?
Ebner: Unser Fazit fällt insgesamt sehr positiv aus. Wir waren beim Thema Wind am Anfang – also bis 2010 – etwas abwartend und haben uns zunächst stärker im Bereich Solar engagiert. Hier konnten unsere Investoren über die Jahre sehr ansehnliche Renditen einfahren. Selbst als nach der Finanzkrise 2008/2009 in Ländern wie Italien und Spanien auf einmal die Förderungsmaßnahmen entgegen voriger Ankündigungen zurückgefahren bzw. gar gestrichen wurden, konnten wir auch in diesen Fällen durch Kosten- und Strukturierungsmaßnahmen noch immer deutlich positive Renditen ausweisen. In den genannten Fällen sprechen wir beispielsweise von 6-7% p.a. Beim Thema Wind gilt sicher, dass das Thema in der Vergangenheit von Experten teilweise zu optimistisch eingeschätzt wurde, hier ist mittlerweile ein gesunder Realitätssinn eingekehrt und die Windindustrie hat sich entsprechend professionalisiert. Entsprechend sind wir seit über 10 Jahren auch hier am Markt aktiv. Sie finden mittlerweile sehr gute Investments, zunehmend auch Offshore.

IPE D.A.CH: Wie sehen Sie den deutlichen Rückgang beim Großhandelspreis für Strom in Deutschland in den vergangenen Jahren?
Ebner: Dieser Herausforderung müssen sie sich mittlerweile stellen, wenn die Anlagen aus der Förderung bzw. Vergütung fallen. Letztes Jahr lagen wir in Deutschland bei rund 30 Euro für die Megawattstunde, in Skandinavien lagen wir teilweise sogar bei unter 15 Euro. Das bringt die Returns aktuell natürlich etwas unter Druck, ist aber im Gesamtkontext beherrschbar, da sich auf der anderen Seite das regulatorische Risiko und auch das Risiko aus dem Betrieb der Windparks selbst verringert hat. Zudem sind die Stromgestehungskosten grade im Bereich PV natürlich extrem gesunken. Und aktuell sehen wir einen deutliche Rebound-Effekt an den Strommärkten mit Strompreisen um die 50 Euro für die Megawattstunde, so dass sich die Situation wieder deutlich entspannt.

IPE D.A.CH: Wie sieht es derzeit mit der Genehmigung neuer Projekte aus?
Ebner: Ich würde hier von einer Wellenbewegung sprechen, aktuell sind wir eher im Tal – sprich neue Projekte sind Mangelware relativ zur großen Investorennachfrage. Dahinter stehen zwei Entwicklungen. Zum einen schaffen es lokale Kommunen nicht, die Verfahren aufgrund der Pandemie fristgerecht durchzuführen. Andere Punkte auf deren Agenda sind da derzeit einfach wichtiger. Zum anderen betrifft die Branche die „Nimby“ Problematik. „Not in my backyard“ hält hier oft erfolgsversprechende Projekte durch Auflagen und Einsprüche auf. Im Sinne der nationalen und internationalen Klimaziele braucht es eindeutig mehr und schnellere Genehmigungen für Renewables-Projekte.

IPE D.A.CH: Macht gerade beim Thema Wind aufgrund der höheren Volatilität bei der Stromerzeugung eine breite europaweite Diversifikation Sinn?
Ebner: Wir haben Diversifikation über Technologien und insbesondere über Regionen schon immer als das „A und O“ betrachtet. Dazu kommen Investments über den Entwicklungszyklus, sprich die Kombination von Investments in Projektentwicklungen und Bestandsobjekte. Dann kann ich als Investor ruhig schlafen.

IPE D.A.CH: Gab es für Sie eine bestimmte „Lesson Learnt“ aus der Corona-Krise?
Ebner: Der extrem volatile Strompreis hat sicher einen Teil der vormals opportunistischen Investoren in Power Purchase Agreements mit fixen Preisen getrieben, wobei das Preisniveau dort mittlerweile gerade in Skandinavien merklich sinkt. Wir gehen eher den Weg, dass wir uns frühzeitig an Projekten beteiligen, um auf den unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen eines Projektes die entsprechenden Margen für unsere Investoren zu vereinnahmen. Das birgt sicher auch das ein oder andere Risiko, wir sind aber fest davon überzeugt, dass wir diese mit unserer langjährigen Erfahrung gut einschätzen und managen können. Unser Track Record gibt uns hier auch Recht.

IPE D.A.CH: In welcher Größenordnung liegen die Renditen für Investoren beim Thema Windkraft aktuell?
Ebner: Die Rendite hängt natürlich immer an einer Reihe von Determinanten, die je nach Fonds und Anbieter stark variieren können. Wir gehen bei unserem neuen ESPF 5 Fonds, mit dem wir aktuell in der Platzierung sind, von einer Rendite von 7-9% aus. Das ist durchaus hoch, hat aber auch den Hintergrund, dass wir mit dem Fonds auch frühzeitig in Entwicklungsprojekte investieren und wie schon beschrieben dort auch an die entsprechenden Werte heben. Der Fonds hat zudem nur eine geplante Laufzeit von 12 Jahren, das heißt wir werden die Projekte einige Jahre nach Inbetriebnahme verkaufen. Entsprechend anders ist die Kalkulation gegenüber einem noch längerfristig investierenden Fonds mit einer Laufzeit von 20 Jahren oder länger.

IPE D.A.CH: Was ist dann langfristig über 20 bis 25 Jahre am Markt drin?
Ebner: Ich würde hier eine Range von 3% bei solide finanzierten Projekten im deutschen Markt bis hin zu 10% in Osteuropa angeben. Bei letztgenannten müssen Sie aber auch bereit sein, ein gewisses Währungs- und Staatsrisiko zu tragen. Eine Streuung bietet sich wie gesagt klar an.

IPE D.A.CH: Sind die soliden 3% dann der bessere Green Bond?
Ebner: Ich möchte nicht den direkten Vergleich zu einem Green Bond herstellen. Wir sprechen hier von einem operativen Geschäft mit entsprechender Volatilität und Marktentwicklungen, die die Renditen nach oben oder unten bringen können. Am Ende des Tages ist es eben kein Bond!

IPE D.A.CH: Sie sprachen gerade von Osteuropa. Lassen Sie uns den Blick auf ganz Europa werfen, gibt es dort aktuell „Sweet Spots“ für Sie?
Ebner: Wir schauen uns gerade sehr genau Polen an. Ein Markt, der lange sehr kohleorientiert war und nun große Wachstumschancen gerade im Windbereich bietet. Durch den „Tausch“ von Kohle- gegen Windenergie haben Sie zudem einen sehr starken ESG-Impact der Investitionen dort.

IPE D.A.CH: Wie weit ist das Thema Speicherlösungen mittlerweile fortgeschritten?
Ebner: Aktuelle Batteriespeicherlösungen werden keine dauerhafte Lösung für die fluktuierende Produktion der Erneuerbaren Energien darstellen. Das funktioniert für einige Stunden und Tage, aber nicht mittel- bis langfristig. Wasserstoff als Speicherlösung bietet unseres Erachtens hier mittelfristig deutlich mehr Potenzial. Insgesamt muss man das Thema derzeit aber losgelöst von der Energiegewinnung betrachten. Wir sprechen hier noch von ganz anderen Lebenszyklen und entsprechenden Risiken. Aber auch wir schauen uns natürlich an, ob künftig eine eigene Produktlinie zum Thema Energy Transition Sinn macht.

IPE D.A.CH: Was sind mittelfristig die größten Risiken?
Ebner: Im Moment ist ein Faktor sicher die Volatilität des Strompreises. Je größer diese grundsätzlich ausfällt, umso schwieriger ist es, das Renditeversprechen gegenüber den Investoren zu halten. Eine Mischung aus staatlichen Einspeiseregimen, langfristigen PPAs und dem Vertrieb über die Spotmärkte bietet sich hier an. Auch die Frage, was mit Projekten passiert, die aus der Förderfähigkeit fallen, lässt sich nicht pauschal beantworten. Diese sind aus unterschiedlichen Gründen nicht einfach weiter zu betreiben. Hier braucht es einen politischen Konsens, der auch regionale Wirkung hat. Man sollte diese Anlagen regulatorisch soweit unterstützen, dass sie weiterbetrieben werden können. Ein Neubau ist hier meiner Meinung nach in den allermeisten Fällen nur die zweitbeste Lösung.

IPE D.A.CH: Ich vermute, Ihr Ausblick fällt dennoch positiv aus?
Ebner: Absolut, ja! Wenn die Dekarbonisierung der Gesellschaft tatsächlich gelingen soll, wird sich die Nachfrage nach Elektrizität massiv erhöhen. Gerade politisch muss es gewollt sein, dies auch zu großen Teilen im Inland über umweltfreundliche und regenerative Energiegewinnung darzustellen.

IPE D.A.CH: Besten Dank für die Einblicke.