Nur für professionelle Investoren. Alle Investitionen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Kapitalverlustes.
Herr Lillard, was sind Ihre Ansichten zu aktiven und passiven Investmentstrategien? Die meisten Fixed Income-Anlagen werden nach wie vor aktiv verwaltet, aber passive Investments haben Marktanteile gewonnen…
Lillard: Obwohl PGIM Fixed Income ein aktiver Manager für Fixed Income-Anlagen ist, kann ich verstehen, dass ein Anleger, der einfach nur in den Markt investieren will, mit einer passiven Strategie anfängt. Anleger sollten dann die Möglichkeit eines Vermögensverwalters in Erwägung ziehen,der potenziell höhere Renditen als die Benchmark bei einer möglichst geringen Gebühr erzielen kann. . Die Entscheidung darüber, ob man passiv bleiben oder zu einem aktiven Ansatz wechseln sollte, hängt davon ab, ob der Vermögensverwalter die Ziele des Anlegers erfüllt. Kann der Vermögensverwalter eine zusätzliche Rendite erzielen, die über die Gebühr hinausgeht, und so eine höhere Nettorendite als bei einer passiven Strategie erreichen? Kann der aktive Vermögensverwalter das Risiko kontrollieren? Die Qualität des Vermögensverwalters und die Höhe des Risikobudgets gegenüber einem Index sind zentrale Fragestellungen und zielführender als die Diskussion um „aktiv“ und „passiv“.
Sind ESG-Aspekte ein Grundbestandteil Ihres Research-Prozesses?
Lillard: Ja. Es ist die Aufgabe eines Kreditanalysten, alles über die Unternehmen seines Sektors zu wissen. Das schließt alle Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen mit ein. Das Thema ESG wirft zwei große Fragestellungen auf. Zunächst geht es darum, bei jeder Anlageentscheidung Risiko/Rendite-Merkmale aus dem ESG-Bereich zu berücksichtigen. Beim zweiten Aspekt geht es darum, ob der Emittent versucht, für die Gesellschaft oder für die Welt aus einer nicht-wirtschaftlichen Perspektive einen Nutzen zu leisten. Unser Ziel ist es, Investoren Wahlmöglichkeiten zu geben. Beispielsweise kann die Option A darauf abzielen, die risikobereinigte Rendite zu maximieren und gleichzeitig alle wirtschaftlichen Aspekte von ESG bei Kauf- und Verkaufsentscheidungen zu berücksichtigen. Option B kann einige Branchen und Unternehmen ausschließen, die keine Schritte unternehmen, um einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Das ist aus unserer Sicht keine reine Entscheidung über Risiko und Ertrag. Investoren müssen sich darüber im Klaren sein, dass Option B bei gleichem Risiko unter Umständen eine geringere Rendite haben kann als Option A.
Wie bieten Sie Investoren ESG-Wahloptionen?
Lillard: Einschätzungen zu ESG-Aspekten machen am besten die Kreditanalysten, die mit den Unternehmen aus ihrem Bereich am besten vertraut sind. Wir verfügen über fast 120 Fundamentalanalysten, die Länder, Branchen, Unternehmen, verbriefte Produkte sowie Emittenten auf Kommunal- und Bundesstaatsebene analysieren. Obwohl wir ESG bereits in unsere Research- und Relative-Value-Ranking-Prozesse integriert haben, werden Analysten in diesem Jahr außerdem damit beginnen, jedem Wertpapier, das wir für ein Kundenportfolio kaufen, ein formelles, firmeneigenes ESG-Rating zu geben. Der Bewertungsprozess wird von einem separaten ESG-Ausschuss überwacht, der diesen Bewertungen widersprechen kann. Die ESG-Ratings werden die Grundlage bilden, auf der die Kunden ihre Entscheidungen zum Thema ESG treffen können. Bei einem Einzelmandat können Kunden zum Beispiel bestimmte Wertpapiertypen ausschließen und ESG-Rating-Kriterien für ihr Portfolio festlegen. Auch Leitlinien für Strukturen, die mehrere Mandate vereinigen, können ebenfalls spezifische ESG-Präferenzen abbilden.
Wie unterscheiden sich die ESG-Ratings von Ihren internen Kreditratings?
Lillard: Die ESG-Ratings sind ein wichtiger Input für die internen fundamentalen Kreditratings, die die Analysten jedem Emittenten geben. Die Kreditratings umfassen nicht nur das ESG-Rating, sondern auch die Meinungen unserer Analysten zu aktuellen und prognostizierten Finanzdaten und anderen Geschäftskennzahlen, Einschätzungen des Managements, Branchen- und Unternehmenstrends, Risikofaktoren und andere Kriterien. Das ESG-Rating und das Kreditrating eines Emittenten werden stets von demselben Analysten vergeben, so dass ESG vollständig in unseren Anlageprozess integriert ist.
Ich möchte mich jetzt dem Thema Märkte zuwenden. Was sind Ihre Ansichten zum Weltwirtschaftswachstum im Jahr 2020?
Lillard: Wir gehen davon aus, dass sich das globale Wirtschaftswachstum in diesem Jahr abschwächt aber positiv bleibt. Das Wachstum im ersten und zweiten Quartal 2020 könnte aufgrund der Störung des Welthandels durch das Coronavirus beeinträchtigt werden, dürfte sich aber in der zweiten Jahreshälfte wieder erholen. Auf längere Sicht gibt es Trends, die weniger erfreulich aussehen. Beispiel: 1) Alterung der Bevölkerung und Rückgang der Erwerbsbevölkerung in den Industrieländern und in China; und 2) die hohe Schuldenlast in vielen Ländern, einschließlich der Länder, die nach der Finanzkrise von 2008 ihre Verschuldung deutlich erhöht haben. Es gibt also mehr Länder mit einem höheren Schuldenstand im Verhältnis zum BIP, mit einer weniger dynamischen, alternden Erwerbsbevölkerung, geringerem Produktivitätswachstum (im Vergleich zu vor zehn Jahren) und einer unter dem Ziel liegenden Inflation. Für mich deutet dies alles auf ein mäßiges langfristiges Wachstum hin, wobei einige Länder irgendwann ein negatives Wachstum verzeichnen werden.
Wir sprechen schon lange von „längerfristig niedrigeren“ Zinssätzen. Ist das noch immer Ihre These?
Lillard: Ja. Die Zinssätze könnten vom jetzigen Niveau sogar noch etwas sinken. Wir haben eine geringe Volatilität der wirtschaftlichen Entwicklung, was zu einer geringen Zinsvolatilität führen kann. Ich denke, dass die US-Notenbank noch eine ganze Weile die lockere Geldpolitik beibehalten wird. Wenn ein Zinsschritt kommt, dann geht er vermutlich eher nach unten als nach oben. Ich denke, dass die US-Notenbank erkannt hat, dass die US-Zinsen viel niedriger sein müssen als in der Vergangenheit, um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Außerdem sind die US-Zinsen immer noch viel höher als in Japan und in Deutschland, was die Anleger anzieht.
Welche Implikationen haben moderates Wachstum, moderate Inflation und allgemein stabile und niedrige Zinssätze für die Kreditmärkte?
Lillard: Das sind gute Bedingungen für Kreditspreads und niedrige Ausfallquoten. Wir sehen bislang weder Anzeichen für eine Rezession noch große systemische Risiken, wie das 2008 der Fall war. Außerdem scheinen die Zentralbanken weltweit bereit zu sein, auf Anzeichen wirtschaftlicher Schwäche sehr proaktiv mit geldpolitischen Maßnahmen zu reagieren. Natürlich haben einige Unternehmen Schwierigkeiten mit ihren langfristigen Wachstumsaussichten, was sie im Hinblick auf Personaleinstellungen, Kapitalinvestitionen und zusätzliche Verschuldung vorsichtiger macht. Aber das ist für Anleiheinvestoren eigentlich gut, weil es ihnen ermöglicht, den Spread zu verdienen, ohne dass es einen großen Anstieg bei den Ausfallquoten gibt.
Letzte Frage – Wenn Sie Ihr gesamtes Geld in eine Anleihe oder eine festverzinsliche Anlageklasse investieren müssten, welche würden Sie wählen?
Lillard: Erstens wird unser Risikomanagementteam mich nicht nur eine einzige Anleihe kaufen lassen, daher muss ich Ihnen mehr als nur eine nennen. Zunächst ist da der Bankensektor. Die US-Geschäftsbanken haben starke Bilanzen, werden konservativ geführt und sind gut reguliert. Ein weiterer interessanter Bereich sind verbriefte Produkte mit AAA-Rating (ABS, CMBS, RMBS CLOs), die über integrierte Schutzmechanismen und attraktive Spreads im Verhältnis zu ihren Risiken verfügen. Wir halten auch verschiedene hochverzinsliche Anleihen und Schuldtitel aus Schwellenländern für interessant, hier ist aber eine gründliche Prüfung des einzelnen Investments unverzichtbar. Wir nutzen außerdem Chancen aus Preisverwerfungen und Preisineffizienzen zwischen EUR- und USD-Bonds desselben Emittenten bzw. ähnlicher Emittenten.
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Mike Lillard, CFA, ist Head of PGIM Fixed Income und Chief Investment Officer (CIO). In dieser Rolle überwacht er den Investitionsprozess, leitet die täglichen Aktivitäten des Unternehmens und ist für alle Geschäftsentscheidungen verantwortlich. Zuvor war er als Senior Investment Officer für Versicherungsportfolios, LDI-Anlagestrategien und Hedge-Strategien bei PGIM Fixed Income tätig und leitete die Quantitative Research and Risk Management Abteilung. Davor war er Portfoliomanager für sektorübergreifende Core Fixed Income-Strategien. Mike Lillard ist Mitglied des U.S. Treasury Borrowing Advisory Committee (TBAC). Er erhielt einen BS und MS in Informatik vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und einen MS in Management der Sloan School am MIT.
PGIM Fixed Income ist ein globaler Assetmanager, der aktive Investmentlösungen für alle Anleihemärkte bietet. Das Unternehmen verfügt über Geschäftsstellen in Newark (New Jersey), London, Amsterdam, Tokio und Singapur und verwaltet mehr als 851 Mrd. US-Dollar. Weitere Informationen finden Sie unter den IPE Referenzen und auf www.pgimfixedincome.com. (Stand: 31.12.2019).
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