Es ist eine unumstößliche Tatsache, dass Asien für ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Unsere Analysen zeigen sogar, dass die Kohlenstoffintensität des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der acht größten asiatischen Volkswirtschaften mehr als viermal so hoch ist wie die der größten europäischen Länder.
Die CO2-Emissionen haben sich seit 1980 fast verdoppelt, und die globalen Entscheidungsträger sind sich weitgehend einig, dass dieser Trend dringend umgekehrt werden muss. Zwar verlangsamt sich das Tempo des Emissionsanstiegs, aber das globale Bild ist ausgesprochen uneinheitlich.
Die Weltbevölkerung wächst, etwa zwei Drittel dieses Wachstums entfallen auf Asien, dessen Bevölkerung in nur vier Jahrzehnten von 2,6 auf 4,7 Milliarden gestiegen ist, was fast 60% der Weltbevölkerung entspricht. Dieses Bevölkerungswachstum geht zwangsläufig mit einer massiven Verstädterung einher und erhöht die Nachfrage nach Energie, um dem exponentiellen Wirtschaftswachstum und dem steigenden Lebensstandard der neuen, urbanen Mittelschicht gerecht zu werden.
Und auch wenn die Energiewende in vielen asiatischen Ländern sich deutlich in den Überlegungen der Regierung zur künftigen Entwicklung widerspiegelt, stellen fossile Energieträger nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur Energieproduktion. Denn nach wie vor stammt etwa 85% des Energieverbrauchs in Asien aus fossilen Quellen, wodurch die Region für 60% des weltweiten Kohleverbrauchs verantwortlich ist.
Viele asiatische Regierungen haben ehrgeizige Ziele zur Förderung erneuerbarer Energien gesetzt. Die Realität sieht aber so aus, dass selbst wenn zum Beispiel Indien das gesteckte Ziel von 500 GW nicht-fossiler Brennstoffkapazität erreicht, erneuerbare Energien im Jahr 2030 nur etwa die Hälfte der Stromerzeugung ausmachen werden.
Dieser Herausforderung muss mit Investitionen in Technologien und Infrastruktur begegnet werden, die den CO2- Fußabdruck der Region verringern und den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens helfen, ihre Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Eine globale Koalition sollte gemeinsam daran arbeiten, das Kapital für eine faire und gerechte Energiewende bereitzustellen.
Die erneuerbaren Energien bieten nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche und soziale Vorteile. Obwohl der Transformationsprozess der Energiesysteme in Asien noch in den Anfängen steckt und derzeit noch stark auf fossile Energieträger gesetzt wird, zeichnet sich an vielen Orten aufgrund der hervorragenden klimatischen Bedingungen und tendenziell sinkender Komponentenpreise eine wirtschaftliche Überlegenheit erneuerbarer Energien gegenüber fossilen Energieträgern ab.
Diese wirtschaftlichen Vorteile sind neben den ökologischen Aspekten das stärkste Argument für die beschleunigte Entwicklung erneuerbarer Energien. Politische und wirtschaftliche Maßnahmen vereinfachen Genehmigungsverfahren und Finanzierungen für Projekte im Bereich erneuerbarer Energien in den asiatischen Entwicklungsländern.
Investitionen spielen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel. Durch Investitionen in eine dezentrale, zuverlässige und erschwingliche Stromversorgung, die nicht auf Kosten des Klimas geht, kann auf wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ebene eine große positive Wirkung im globalen Kontext erzielt werden.
Mit Blick auf die COP28 besteht die Hoffnung, dass die Staaten Aktion ergreifen und gerade in den asiatischen Entwicklungsländern Investitionen in erneuerbare Energien anstoßen. In einem Jahr, in dem wir den heißesten Tag und den heißesten Monat erlebt haben, die jemals weltweit aufgezeichnet wurden, in dem wir beispiellose Waldbrände in Europa und Nordamerika, extreme Überschwemmungen und tropische Stürme in Südamerika und Asien, katastrophale Dürreperioden in Ostafrika und eine beschleunigte Eisschmelze an beiden Polen erlebt haben, scheint es der richtige Zeitpunkt für entschlossenes Handeln zu sein.
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*) T.U. Michael Sieg, Chief Executive Officer, ThomasLloyd Group