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Gastbeitrag: Institutionelle Investoren setzen weiter auf Infrastruktur, besonders für nachhaltige Energie und im Mid-Market

Auf der Suche nach attraktiven langfristigen Anlagen vertrauen institutionelle Investoren weiterhin auf Infrastruktur. Um den größten Wert zu erzielen, setzen sie dabei auf ausgewählte Anlageklassen und Marktsegmente. 60% der institutionellen Investoren planen, den Infrastrukturanteil in ihren Portfolios in den nächsten fünf Jahren zu erhöhen, wovon 11% eine deutliche Erweiterung um mehr als 10% anstreben, so die PATRIZIA Investorenbefragung aus diesem Frühling, an der mehr als 120 institutionelle Investoren teilgenommen haben.

Graham Matthews

In der aktuellen Marktsituation bauen Investoren ihre Allokation bei Infrastruktur im Vergleich zum Vorjahr vorsichtiger aus und konzentrieren sich auf ausgewählte Anlageklassen und Segmente, etwa auf die Energiewende. Die Investoren sehen weiterhin im unteren Mid-Market-Segment, also bei Investments von weniger als 250 Mio. Euro Eigenkapital, großes Potenzial für eine höhere Performance. Insgesamt bleibt Infrastruktur damit als Anlageklasse attraktiv, insbesondere wenn Investoren die Möglichkeiten nutzen, ihre Marktüberzeugungen umzusetzen.

Infrastrukturinvestments werden durch langfristige Megatrends gestützt. Ein Beispiel hierfür ist das beschleunigte weltweite Wachstum der Städte. Bis 2050 werden laut den Vereinten Nationen 68% statt heute 56% der Weltbevölkerung, die dann voraussichtlich auf rund 9,7 Mrd. Menschen angewachsen sein wird, in Städten leben. Umfangreiche Investments sind notwendig, um die Infrastruktur für die anhaltende Urbanisierung bereitzustellen. Dazu erfordert die Dekarbonisierung weiterhin substantielle Investments in nachhaltige Energieerzeugung und -speicherung sowie Energienetze. Der Bedarf an alternativer Energie, wie etwa Bio-Flüssiggas, wächst in Europa durch die Umstellung auf eine grüne Energieversorgung. Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat diese Entwicklung weiter beschleunigt. Gleichzeitig sind signifikante Investments etwa für die Modernisierung der digitalen Infrastruktur und den Netzausbau notwendig, damit Kommunen die zukünftigen Anforderungen an eine digitale Infrastruktur bedienen können.

Diese stabilen langfristigen Trends stimmen die Investoren auch im aktuellen Umfeld steigender Zinsen und höherer Finanzierungskosten positiv. Die Mehrheit geht mittelfristig von steigenden oder gleichbleibenden Gesamtrenditen aus ihren Infrastrukturinvestments aus. Rund ein Drittel erwartet, dass sich die laufenden Erträge in diesem Jahr verbessern. Gleichzeitig bleiben die Bewertungen der Infrastrukturinvestments in den nächsten zwölf Monaten stabil oder legen sogar zu. Das erwarten zwei von drei befragten Investoren. Mit diesen Eigenschaften bieten Infrastrukturinvestments im aktuellen Marktumfeld weiterhin einen Inflationsschutz und tragen zur Diversifizierung des Portfolios bei.

Es muss nicht immer Windkraft sein
Allerdings führen die höheren Finanzierungskosten dazu, dass vor allem ausgewählte Anlageklassen und Marktsegmente attraktiv erscheinen. Gefragt sind etwa Anlageklassen, die von den langfristigen Megatrends profitieren. Ein Fokus liegt dabei auf der Energiewende: Laut der PATRIZIA Investorenbefragung will mehr als jeder zweite institutionelle Investor den Portfolioanteil erneuerbarer Energie erhöhen und 45% planen ihre Allokation bei alternativen Energielösungen wie Biogas und Wasserstoff auszubauen. Zum Vergleich: Nur rund jeder fünfte rechnet damit, die Allokation bei Transport oder Müllentsorgung zu erweitern. Bei traditioneller Energie, wie Kohle oder Nuklearenergie, geben sogar knapp 40% an, ihre Positionen künftig zu reduzieren.

Beim Ausbau grüner Energie gehen die Investmentmöglichkeiten dabei weit über große Wind- oder Solarparks hinaus. Beispielsweise sind Biogas oder Bio-Flüssiggas eine Investmentmöglichkeit, die überzeugende Wachstumschancen bietet. Mit der Energiegewinnung aus Bioabfällen können gerade für den Transportsektor alternative Treibstoffe gewonnen und damit die Energiewende und Dekarbonisierung vorangetrieben werden. Die fixen Produktionskosten für die Erzeugung aus Abfällen macht Bio-Flüssiggas zu einer wettbewerbsfähigen und kohlenstoffneutralen Alternative zu herkömmlichem LNG.



Mehr Chancen für aktives Asset Management
Neben ausgewählten Anlageklassen bevorzugen Investoren insbesondere die Marktsegmente, in denen sich durch ein aktives Management höhere Renditen erzielen lassen. Wie aus der Befragung hervorgeht, sehen Investoren im unteren Mid-Market Segment die größten Chancen, über die nächsten fünf Jahre eine bessere Wertentwicklung als im breiten Infrastrukturmarkt zu erzielen. Das Segment umfasst Investments in Unternehmen mit einem Unternehmenswert von weniger als einer Milliarde Euro, was in der Regel einem Eigenkapitalinvestment von weniger als 250 Mio. Euro entspricht. 16% der Investoren erwarten hier höhere risikoadjustierte Renditen als im Gesamtmarkt. Zum Vergleich: Bei Eigenkapitalinvestments bis zu 2 Mrd. Euro geben dies nur 9% an.

Die Investorenerwartungen decken sich mit den Erkenntnissen der Investmentstrategie und der Research-Reports von PATRIZIA. Auch wenn Investoren ein unterschiedliches Verständnis von Mid-Market-Investments haben und verschiedene Definitionen hierauf anwenden, weisen Fonds im Mid-Market-Segment im langjährigen Vergleich in der Regel höhere jährlichen Renditen aus, wie aus einer Analyse der historischen Wertentwicklung hervorgeht. Denn das Mid-Market-Segment profitiert von einem besseren Verhältnis von Angebot und Nachfrage und damit günstigeren Einstiegspreisen. Dazu bietet es bessere Möglichkeiten, Mehrwert durch aktives Management und eine Marktkonsolidierung zu schaffen. Beispielsweise entfielen 2022 rund 87% aller Infrastrukturtransaktionen auf das Mid-Market-Segment und mehr als 40% der Transaktionen betrafen Unternehmen ohne vorherige Investmentbeteiligung. Demgegenüber steht ein erheblich größeres verfügbares Investmentkapital bei Large Caps, was häufig zu einem größeren Wettbewerb in dem Segment führt. Die Folge: Die Multiples beim Einstieg im Mid-Market-Segment sind niedriger, wodurch mehr Potenzial für langfristige Wertsteigerungen besteht. Das Mid-Market-Segment bietet Investoren damit attraktive Investmentziele in einem weniger wettbewerbsintensiven Markt. Gleichzeitig besteht bei den kleineren Unternehmen vielfach das größte Potenzial, mithilfe der Marktexpertise der Investmentmanager Effizienz und Wachstumsaussichten zu verbessern und damit den Wert zu steigern.

Wie Mid-Market-Investments aussehen
Die Investmentmöglichkeiten in Unternehmen im Mid-Market-Segment sind sehr breit und vielfältig. Ein Beispiel hierfür ist Biomet. Das norditalienische Unternehmen ist in der Aufbereitung von Bio-Flüssiggas tätig. Mit dem Anfangsinvestment über rund 75 Mio. Euro können Investoren von der Wachstumsdynamik bei alternativer Energie profitieren. Ähnliches gilt für SAREN ENERGY, den größten Fernwärmebetreiber Norwegens, der aus der Fusion von Biogasanlagen zur Energieerzeugung mit einem Fernwärmenetz entstanden ist.

Diese Investmentbeispiele zeigen, wie sich mit einem überzeugenden thematischen Investmentansatz effektiv Wertsteigerungen mit Real Assets erzielen und das Portfolio um Positionen in wichtigen Wachstumsmärkten ergänzen lässt. Mit den richtigen Investmentpartnern bietet der Infrastrukturmarkt damit weiterhin attraktive Investmentmöglichkeiten. Voraussetzung hierfür ist, dass der Asset Manager über tiefe Marktkenntnis, Expertise in den jeweiligen Anlageklassen und ein breites internationales Netzwerk verfügt. Nur dann ist ein aktives Management der Investments erfolgsversprechend.

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*) Graham Matthews, CEO Infrastructure bei PATRIZIA